Hallo Horst,
Horst Spider hat geschrieben:interessant das mal aus unternehmer-sicht zu lesen. obwohl es für mich nicht überprüfbar ist, ob das alles so stimmt. und letztendlich muss ich auch sagen, dass es für mich als käufer völlig irrelevant ist. denn es gibt eben shops, die das auch ohne mindestbestellmenge schaffen. denen zu unterstellen, sie würden nicht vernünftig kalkulieren und werden bald vom markt verschwinden, finde ich reichlich unverschämt. klingt etwas neidisch ehrlich gesagt. ich werde jedenfalls weiterhin bei shops kaufen, deren fähigkeit vernünftig zu kalkulieren so weit fortgeschritten ist, dass eine mindestbestellmenge nicht nötig ist.
nun mal langsam bitte. Ich stelle mich gerne einer direkten Diskussion und einem offenen Informationsaustausch, aber bitte darum dies zum einen sachlich zu machen, und dann bitte auch zu lesen was ich schreibe, und keine voreiligen Schlüsse zu ziehen, oder mir gar etwas zu unterstellen, was ich weder in dieser Form geschrieben habe, noch gemeint.
Bleiben wir also bei den sachlichen Fakten:
Fakt ist, dass im letzten Jahr hier in Deutschland rund 27.500 Unternehmen in den Konkurs gegangen sind. Für dieses Jahr wird mit einer Zunahme auf rund 30.000 gerechnet.
In Einzelhandel sind es rund 5000 dieses Jahr, und damit eine Zunahme um rund 20% zum Vorjahr, wobei dies nur die Spitze des Eisberges ist, da nur die tatsächlichen Insolvenzen erfasst werden, nicht diejenigen, die bereits vorher aufgeben und schließen. Betroffen davon waren damit übrigens rund 440.000 Arbeitsstellen.
Ein Großteil dieser Insolvenzen wird vom Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) auf die ertragsfressende Erhöhung der Mehrwertsteuer zurückgeführt.
Wenn ich nun ausgesagt habe, dass eine Vielzahl von Unternehmen falsch kalkuliert, so lässt sich dass auch in Zahlen ausdrücken, und hat nichts mit "Neid" zu tun, vor allem wo ich deutlich erwähnt habe, dass es nur einer der Faktoren ist, und es auch weitere gibt, ebenso wie weitere Möglichkeiten.
Ich habe auch nicht gesagt, dass Unternehmen ohne Mindestbestellmenge oder Mindermengenzuschlag grundsätzlich falsch kalkulieren, sondern nur, dass betriebswirtschaftliche Kalkulation von Warenabsatz grundsätzlich gleich ist. Da es hier aber von der Kalkulation nicht passt, muss entweder eine Mischkalkulation her (= ich erhöhe andere Artikel um einen Faktor X im Preis, um den Verlust bei Warengruppe XY wieder auszugleichen), oder ich verkaufe von Artikelgruppe A nur so wenig, dass es sich automatisch mit anderen Warengruppen bei mir ausgleicht. Von daher kann es keine grundsätzlich pauschalisierung geben, denn jeder Händler muss dies anhand seines eigenen Potenzials abschätzen und kalkulieren. Fakt ist aber auch, dass eine Vielzahl von Händlern (nicht grundsätzlich alle) hiermit aber überfordert sind.
Das dem Kunden dies erst einmal egal ist, wenn er zunächst "günstig" an seine Waren kommt, ist mir dabei völlig klar.
Es gab letztens einen Händler, der sein Hauptgeschäft (60%) mit Zigarretten und Feinschnitt gemacht hat. Mehr als 1 Jahr nach der Mehrwertsteuererhöhung fiel seinem Steuerberater (nicht dem Händler) auf, dass er für seine Zigaretten im Einkauf bei seinem Großhändler (Bruttoverkaufspreis ./. Händlerspanne + MwSt.) mehr bezahlt hat, als er vom Kunden eingenommen hat (Bruttoverkaufspreis ./. MwSt.). Er stand nun fassungslos vor dem Scherbenhaufen seiner Finanzen und konnte sich den dramatischen Einbruch gar nicht erklären.
Er hatte mehr als 1 Jahr lang an jeder verkauften Schachtel Zigaretten rund 20 Cent Verlust gemacht.
Nur ein Beispiel von vielen.
Ich persönlich hab in den letzten 6 Jahren über 50 Kollegen in die Insolvenz oder Aufgabe rutschen sehen. Einer davon war seit über 30 Jahren am Markt, und hat es dennoch nicht geschafft. Internet-Shops in unserer Branche sind vor ein paar Jahren wie Pilze aus dem Boden geschossen. Sei es für Estates (gebrauchte Pfeifen), Tabakwaren allgemein, oder Schnupftabak. Davon sind mittlerweile nur noch eine handvoll überhaupt noch präsent. Ein Großteil durch Probleme in der Kalkulation und der Kosten, die im Vorwege gemacht wurden, und sich später dramatisch ausgewirkt haben.
Ohne Dich persönlich angreifen zu wollen, das liegt mir fern, aber woher willst Du wissen und beurteilen, wer vernünftig kalkuliert, und bei wem die Kalkulation auf Dauer ausgelegt stimmig ist? Nur weil ein Händler es so anbietet? Ohne seine Bilanzen und Jahresabschlüsse zu kennen wohl kaum möglich.
Wir sind seid 2002 am Markt mit dem Internet-Shop und haben bis vor 2 Jahren auch keinen Mindermengenzuschlag von 2,50 EUR gehabt. Bis vor 4 Jahren haben wir auch noch offenen Rechnungskauf angeboten ab der 3. Bestellung (heute erst ab der 10.), Lastschrift ab der 1. Bestellung (heute ab der 2.), und Nachnahme für alle (inzwischen aus dem Angebot genommen). Die Wechselgründe liegen im sich entwickelnden Bestell-Mix und in der Zahlungsmoral vieler Kunden, nicht an uns. Hierauf haben wir reagiert, nicht umgekehrt.
Als Kunden ist es Dir vermutlich, wie den meisten, zunächst auch völlig egal. Generell nachvollziehbar, und kann es ja auch. Der Vorteil ist zunächst auf Deiner Seite, und wenn der Händler später kaputt geht weil er sich verkalkuliert hat, gehst Du einfach zum nächsten.
Die Kehrseite ist nur für die Zukunft: Wieviele "Nächste" wird es geben? Und wie wird die Kalkulation und die Preisgestaltung dieser aussehen? Werden die Snuff-Preise bald bei 3,- EUR je 10g oder mehr liegen um die Kosten aufzufangen, oder gar auf Mindermengen zu verzichten? Wird sich das Angebot und die Sortenvielfalt weiter reduzieren? Werden noch mehr Sorten wegen zu geringem Absatz und Umsatz noch schneller vom Markt genommen? Werden noch mehr Händler Snuff einfach aus dem (Online-) Angebot nehmen?
Es geht nicht um "Neid", "Mißgunst", "Anklage" oder "Unterstellung", sondern darum die Augen zu öffnen, und aufzuzeigen, dass für einen Händler noch mehr dahinter steht als bloß "ins Regal zu greifen". Die enstehenden Kosten für eine 50,-, 100,- oder 10,- EUR Bestellung sínd für den Händler fast gleich, und der Aufwand auch.
"Greifen" und Bestellabwicklung kostet schlicht Material- und Arbeitszeit, und damit auch Personalkosten. Die kann ich aus dem Ertrag einer 50,- oder 100,- EUR Bestellung aber ausgleichen, und aus einer 10,- EUR Bestellung nicht. Hat ein Händler viele kleine Bestellungen zahlt er dabei im Laufe der Zeit kräftig drauf. So einfach ist das.
Die Frage ist also nicht ob er entsteht, sondern wo und wie er den Verlust augleicht, und ob er es kann und dauerhaft schafft. Je mehr "kleine" Bestellungen er aber bekommt, umso problematischer wird es mit der Zeit.
Bernard hat seinerzeit den Endkunden-Shop geschlossen weil Aufwand und Kalkulation nicht mehr passten.
Die Nachfolger machen nun einen neuen Anlauf, haben aber a) die Preise erhöht, b) das Sortiment gekürzt, c) einen Mindestbestellwert von 35,- EUR eingeführt, d) liefern erst ab 150,- EUR versandkostenfrei und e) haben darunter ebenso 4,95 EUR Versandkosten.
Ich wünsche Ihnen mit Ihrem Vorhaben jedenfalls genauso viel Glück wie jedem anderen auch.
Apropo Versandkosten. Noch so ein Thema, dass dem Verbraucher/Kunden egal ist wenn er sparen kann, bei vielen Händlern, wie auch Kunden, aber ebenfalls zu gedanklichen Kalkulationsfehlern führt.
Beispiel: Der Händler zahlt bei der Post z.B. für ein DHL Paket 6,90 EUR - der Kunde auch. Nur: Die Post ist von der MwSt. befreit. Es ist also ein Nettobetrag.
Würde der Händler, wie viele es machen, nun auch nur 6,90 EUR an den Kunden weitergeben und auf der Rechnung ausweisen, macht er Verlust.
Der Händler muss nämlich von seiner eingenommenen Rechnungssumme 19% MwSt. an das Finanzamt abgeben, während er aus der DHL Rechnung keine gezahlt hat.
Er hat also netto nur 5,79 EUR netto eingenommen, aber 6,90 EUR bezahlt. Um die 6,90 EUR vom Kunden zu erhalten (also +- 0 und ohne Verpackungskosten gerechnet), müsste er jedoch diesem bereits 8,21 EUR brutto berechnen. Machen viele aber eben nicht, und wundern sich wo die knapp 3900,- EUR pro Jahr bleiben bei z.B. alleine nur 10 Paketen pro Tag.
Auf der anderen Seite schreien die Kunden gleich "Wucher" und "Abzocke", wenn z.B. der eBay-Händler 9,40 EUR pro Paket nimmt (6,90 Paket + 1,- EUR Verpackung + 19% MwSt. = Selbstkostenpreis).
Fragt sich also auch hier ob und wie lange der Händler das durchhalten kann, wenn er nicht gerade hochpreisige Artikel verkauft. Auch hier kenne ich einige die daran kaputt gegangen sind, ebenso wie viele, die die Erhöhung der Mehrwertsteuer bisher weder auf Ihre Warenpreise, noch Ihre Versandkosten angepasst haben, gleichwohl diese aber im Einkauf längst zahlen müssen. Ob nun DHL, DPD, GLS, Hermes, UPS, Trans-o-Flex oder sonstiger Versand. Hier unterscheidet sich nur der Endbetrag, nicht das Grundprinzip.
Nicht mehr und nicht weniger habe ich aufgezeigt, und dies ist keine Unterstellung - schon gar nicht an jeden oder bestimmten - sondern einfach Fakt und Tatsache mit mehreren Tausend Beispielen im Handel und der Wirtschaft jedes Jahr und gegenwärtig.
Wenn wir nun also sachlich weiterdiskutieren oder uns austauschen wollen in diesem, oder einem neuen/anderen Thread, gerne, aber doch nicht emotionsgeladen ins Blaue schießen, nur weil die Zusammenhänge nicht klar sind, es persönlich genommen wird und/oder unter Verdrehung der gesagten Tatsachen.
Hier wurde, offensichtlich aus reinem Unverständniss, in den Raum gestellt Mindermengenzuschlag oder -menge wäre "Arroganz" und hätte mit "nicht nötig haben" zu tun. Darauf habe ich Stellung bezogen und offen die Zusammenhänge aus Sicht eines Unternehmers und betriebswirtschaftlicher Kalkulation erklärt.
Nachprüfen kann man das in jeder Tageszeitung, Creditreform-Statistiken, BWL-Grundkenntnissen (die meisten hatten so etwas sogar schon mal in der Schule) oder einfach Google.
Es ist kein Geheimnis. Es machen sich die Meisten nur einfach keine Gedanken darüber.
Gruß,
Stefan