Bayern & Schnupftabak

Hier geht es Generell um Schnupftbabak, der ja auch eine rauchlose Art des Tabakgenusses ist.

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Re: Bayern & Schnupftabak

Beitragvon Brisil am 11.01.2009, 15:06

Ich glaube das hatte zumindest auch finanzielle Gründe. Früher konnte man sich Zigarren oder ähnliches (Zigaretten gab es ja noch nicht) einfach nicht leisten, da war der selbstgemachte Brasil eine kostengünstige Alternative. Bis der
hochverehrte Franz Josef Strauss die Bühne betrat, war Bayern ja immer noch ärmlicher Agrarstaat und bezog jahrzehntelang Mittel aus dem Bundesfinanzausgleich. So hat sich die Gewohnheit des Schnupfens dort so lange gehalten, besonders in heute noch strukturschwachen Gebieten.
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Re: Bayern & Schnupftabak

Beitragvon incredible am 11.01.2009, 18:04

...also: Norddeutschland war (und ist teilweise noch) ähnlich strukturschwach wie Bayern früher. Ich habe da aber eine These, warum das Schnupfen hier im Norden (komme aus Kiel) nicht so verbreitet ist: Wenn man draußen arbeitet, ich denke da vor allem an Landarbeiter und Matrosen, dann weht einem der Wind hier oben den Inhalt der Dose einfach häufig davon bzw. vom Handrücken. Speziell auf dem Wasser ist Schnupf extrem unpraktisch, weil man zu oft nasse Finger hat. Deshalb war wohl auch bei Seeleuten der Kautabak so beliebt. - Weiß nicht genau, wie das bei den Landarbeitern war mit dem Kautabak, aber ich weiß, dass ich in Schleswig-Holstein zumindest von Zeit zu Zeit in alten Gasthäusern erhaltene Originalschilder mit der Aufschrift "Das Ausspucken auf den Boden ist verboten!" gesehen habe; das bezieht sich m.E. auf das Tabakkauen.

Dass sich das Tabakkauen nicht gehalten hat, liegt wohl vor allem daran, dass das Ausspucken spätestens ab 1900 als zu unhygienisch galt. - Heute würde man wohl in den meisten Lokalitäten rausfliegen, wenn man auf den Boden spuckt... ;-)

=> Ich weiß aber, dass Regattasegler in Norddeutschland teilweise auf Regatten Snusen, weil Rauchen an Bord viel zu stressig ist: Anzünden fällt schwer, weil es auf einem Segelboot an Deck immer zieht; das Rauchen selbst ist nervig, weil die Zigarette im Windzug viel zu schnell abbrennt. Dann geht die Kippe auch noch vorzeitig aus, weil Gischt überkommt oder es (wieder einmal) regnet und der Glimmstengel nass wird. Und wenn du nasse Pfoten hast, dann weicht das Papier durch und die Zigarette zerbröselt dir zwischen den Fingern...

=> Ist, wie gesagt, nur eine These, warum man im Norden nicht schnupft, aber das kommt mir recht stimmig vor...
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Re: Bayern & Schnupftabak

Beitragvon Schnatermann am 11.01.2009, 19:05

Ich halte Deine Theorien durchaus für richtig. In Bayern gab es ja früher auch sehr viele Waldarbeiter, daher wurde da ja auch viel geschnupft.
Hier bei uns im Ruhrgebiet lief dann beides etwas zusammen. Im Bergbau gab es Priemer und Schnupfer. Heute kann man wohl fast nur noch Schnupfer dort antreffen. Dieser Tabakgenuss ist ja auch preiswerter als der traditionelle deutsche Kautabak. Anders muss es wohl bei den Bergleuten im Saarland sein. Dort wird wohl auch heute noch gepriemt.
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Re: Bayern & Schnupftabak

Beitragvon Schnatermann am 11.01.2009, 19:13

Ein wirklich schönes und seltenes Stück.
Ein Arbeitskollege von mir der früher unter Tage gearbeitet hat erzählte mir, dass die Kollegen früher solche Flaschen ganz dick mit schwarzem Isolierbannd oder dergleichen umwickelt haben. Das hatte den Zweck, dass wenn mal so ein Fläschchen hinfiel es gegen Bruch geschützt war.
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Re: Bayern & Schnupftabak

Beitragvon Montyspeedracing am 11.01.2009, 21:10

Hallo,
auch ich gebe einmal mehr meinen Senf dazu. Die "Reise" der Schnupftabakhersteller nach Bayern hatte doch wohl steuerliche Gründe. Denn: Weder Lotzbeck (Lahr) noch Bernard (Offenbach) kamen ursprünglich aus Bayern. Ich glaube, es war so, daß die Firmen damals mit ihren Rezepturen und ihrem Know-how in die "Steueroase Bayern" geflohen. Auch war damals der Schnupftabak ein zugegeben preiswertes Vergnügen. Die zahlreichen Hersteller in Bayern konnten zunächst als Einzelhersteller (wie z.B. heute Sternecker) gut neben den Manufakturen (wie z.B. heute Bernard) und Fabrikanten (wie z.B. heute Pöschl) mehr oder weniger gut nebeneinander existieren. Bitte entschuldigt, daß ich hier ggf. einen deutschen Hersteller ausgelassen habe, aber fast immer sprechen wir hier im Forum über die Pülverchen der obigen, von mir aufgezählten Hersteller. In der Vergangenheit spielten Ostfriesland, Bremen, Delmenhorst und Hamburg einen tragende Rolle. Hier wurde Tabak importiert und sogar z.T. verarbeitet - auch Schnupftabak wurde im Norden hergestellt. Doch die Zigarette hat den Schnupftabak hier oben fast in Vergessenheit geraten lassen, war er doch nach Bayern ins Exil ausgewandert. Dort war stets präsent - hier im Norden wurde (leider) mehr geraucht. Auch bei Seemännern ist das Rauchen sehr beliebt. Zwar nicht als Zigarre oder Zigarette - der Seemann rauchte Pfeife. Auch das kann man bei Regatten und anderen Möglichkeiten, wo es gestandende Seemänner zu sehen gibt. noch immer beobachten.
Gruß von der Waterkant:
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Re: Bayern & Schnupftabak

Beitragvon Schnatermann am 12.01.2009, 18:37

Das ist eine einleuchtende und auch richtige Ergänzung.
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Re: Bayern & Schnupftabak

Beitragvon Tabacus Oralus am 13.01.2009, 11:16

Ich habe da mal ne Frage, die nur im weitesten Sinne zum Thema passt, aber egal.
In Bayern gibt es heute noch Schnupftabakfreunde die sich in regelmäßigen Abständen auf Wettbewerben treffen. Oft zusammen mit Bartträgermeisterschaften und ähnlich witzigen Events. Jedenfalls gibt es bei den "sogenannten" Schmalzlerfreunden einen Wetbewerb in dem es darum geht wer am meisten in die Nase bekommt (glaube jedenfalls das ist das Ziel). Wieso machen die das? Ist das ernst gemeint? Ich halte das für Verschwendung und Schwachsinn. Vielleicht verstehe ich auch nur den Sinn nicht.
Für alle die nicht genau wissen was ich meine hier ein Link.
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Re: Bayern & Schnupftabak

Beitragvon Horst Spider am 13.01.2009, 16:40

ja ja, der herdentrieb.....
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Re: Bayern & Schnupftabak

Beitragvon Brisil am 13.01.2009, 18:56

Na wollen wir den Herren der Schöpfung mal die letzten Rückzugsgebiete gönnen, in welchen sie sich der weiblichen Kontrolle und Bevormundung noch einigermaßen entziehen können :D, wenn es auch "nur" der Schnupfer- oder Schiffsmodellverein ist. Also einem Schnupfverein würd ich vielleicht sogar beitreten, als passives Mitglied sozusagen... :lol:
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Re: Bayern & Schnupftabak

Beitragvon Horst Spider am 13.01.2009, 20:49

ich bin auch im ADAC...sehr exclusiver club.
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