Was ist eigentlich „Schmalzler“?
Schmalzler ist ein Schnupftabak, der nach einer besonderen Art und auf der Basis von schweren, aromastarken und dunklen Brasil-Tabaken hergestellt wird.
Seinen Ursprung hat der Schmalzler zwischen Mitte und Ende des 18. Jahrhunderts im Bayrischen Wald. Damals gab es noch keine fabrikmäßige Produktion von Schnupftabak. Man hat sich seinen Rohtabak bei Händlern gekauft und diesen dann selbst zuhause weiterverarbeitet (Rohtabak konnte man noch bis vor einigen Jahrzehnten in jedem Kolonialwarenladen auf jedem Dorf kaufen…).
Die fermentierten, gereiften und getrockneten Tabakblätter wurden mit einem sehr schweren Holzstößel in einer großen Reibschale zu einem groben Tabakmehl gestoßen (eine aufschlussreiche Abbildung davon ziert noch heute die Verpackung des „Perlesreuter Schmalzlers“ vom Pöschl). Das Tabakmehl wurde dann mit Butterschmalz vermischt, damit es nicht so beißend und trocken in der Nase war. Daher auch der Name „Schmalzler“.
Fett im Tabak???
Butterschmalz ist reines Butterfett. Die Butter wird vorsichtig erhitzt, und der aufsteigende Schaum, das leicht verderbliche Eiweiß, wird abgeschöpft. Heute ist Butterschmalz unter der Handelsmarke „Butaris“ in jedem Supermarkt erhältlich.
Neben der Eigenschaft, dass Butterschmalz den trockenen Tabak wie eine Creme angenehmer für die Nasenschleimhaut macht, hat es natürlich noch einen anderen Vorteil: Fett konserviert Aromastoffe. Nicht umsonst werden Kräuter gerne in Öl eingelegt, z.B. im „Pesto“.
Doch keine Angst! Schmalzler ist keine fettige Paste. Es wird nur soviel Fett beigegeben und derartig perfekt vermengt, dass praktisch jedes Tabakmehl-Korn leicht davon umschlossen ist, aber nicht zusammenklebt. Schmalzler lässt sich genauso gut aufschnupfen wie Snuff.
Natürlich wird das Butterschmalz irgendwann ranzig. In den Zeiten, in denen man sich seinen Schmalzler (oder „Schmai“, wie er im bayrischen Dialekt genannt wird) selbst hergestellt hat, war das egal. Man wusste ja, wie viel man ungefähr verbrauchte, und hat sich eine dementsprechende Menge hergestellt. Erst mit der fabrikmäßigen Schnupftabakproduktion war es notwendig, aufgrund von Lagerhaltung nach einer Alternative Ausschau zu halten, die zwar die feuchthaltenden und aromakonservierenden Eigenschaften des Butterschmalzes hatte, aber erheblich länger haltbar und dennoch nicht gesundheitsschädlich war. Die Lösung sind Paraffinöle, die auch heute noch verwendet werden.
Wie schmeckt bzw. duftet Schmalzler?
Beim Schmalzler steht, im Gegensatz zum Snuff, meistens das starke Brasiltabak-Aroma im Vordergrund.
Wenn man es mit Schokolade vergleichen will, dann könnte man sagen: Snuff ist Joghurette, Schmalzler ist Edelschokolade mit mindestens 70% Kakaoanteil.
Bei einem guten Schmalzler ist es wie bei einem guten Wein. Am Anfang steht das Grundaroma, und nach einer gewissen Zeit schließen sich Nebenaromen auf. Die können erdig sein oder fruchtig, herb oder süß. Aber niemals wird das Aroma des Brasiltabaks überdeckt.
Wird Schmalzler auch aromatisiert?
Ja. Es ist nicht richtig, dass Schmalzler „Tabak pur“ ist.
Für Snuff werden helle, relativ neutrale Tabake aus Afrika und Virginia verwendet. Diese werden in einem 6- bis 8- wöchigen Prozess fermentiert und dann mit starken Aromastoffen vermengt.
Beim Schmalzler wird der Brasiltabak schon oft im Ursprungsland soßiert, mit einer Mischung aus Trockenfrüchten, Wasser und Gewürzen, und dann ca. 6 bis 8 Monate vergoren. Dieser Tabak wird dann zu Seilen gesponnen (sieht ähnlich aus wie die „Marschallschnecke“ des Kautabakherstellers Grimm&Triepel), getrocknet, in Rinderhäute eingenäht (hat bestimmt einen besonderen Grund, der mir aber nicht bekannt ist) und nach Europa verschifft. Dieser gesponnene Tabak wird übrigens „Fresco/Fresko“ oder „Mangotes“ genannt und gibt den derart gekennzeichneten Schmalzlern ein besonders intensives und leicht süßliches Aroma, das besonders gut mit dem Brasil-Duft harmoniert.
Daneben werden aber auch weitere Zusatzstoffe wie Salze und Fruchtalkohole/Fremdaromen zum Ende des Produktionsprozesses beigegeben Die Aromatisierung hat grundsätzlich einen Fruchtcharakter.
Ist Schmalzler so erfrischend wie Snuff, bekomme ich einen „Flash“?
Nein. Schmalzler hat keine erfrischende Wirkung, und auch das „Röhrchenschnupfen“ und ähnliche Fisimatenten sind beim Schmalzler unangebracht. Das Schnupfen eines guten Schmalzlers hat nur einen einzigen Zweck: das Genießen des Tabakaromas. Dazu sollte man sich Zeit nehmen und Ruhe. Schmalzler ist nichts für zwischendurch, wie vielleicht der kleine Kick aus der Snuffbox
Wer stellt Schmalzler her und wie kann man sie einordnen?
Schmalzler wird heute noch von 3 Firmen produziert. Bernard in Sinzing, Pöschl in Geisenhausen und Sternecker in Straubing.
Geschmacklich lassen sich die Schmalzler unterteilen in diejenigen, die in erster Linie nach purem Tabak schmecken, solche, bei denen die Mangotes-Aromen im Vordergrund stehen, und schließlich die stärker mit Fremdstoffen aromatisierten Schmalzler. Einige Beispiele:
Tabak pur: Bernard Brasil Feinst, Acht Altbayrischer Schmalzler, Schmalzler Doppelt Fermentiert, Pöschl Schmalzler A, Sternecker Straubinger Schmalzler.
Mangotes-Aroma: Bernard Brasil Fresco, Pöschl Perlesreuter Waldler-Fresko, Sternecker Fresko und Echt Fresko.
Stärkeres Fremdaroma: Bernard Goldaroma und Manila (Produktion seit April 2006 eingestellt), Pöschl Doppelaroma und Südfrucht.
Weiterhin lässt sich sagen, dass die Bernard-Tabake eher trocken sind, die Sternecker-Schmalzler eine sehr angenehm weiche und schon „fluffige“ Konsistenz haben, und die Pöschls irgendwo dazwischen liegen.
Was hat es mit den Mischungen aus Schmalzler und Snuff auf sich, mit „Bayern-Prise“ und „Zwiefacher“?
Diese Mischungen aus Schmalzler und Mentholsnuff ist sicher etwas für diejenigen,
die sich einen Schnupftabak ohne Menthol nicht vorstellen können, aber auch auf ein intensives Tabakaroma nach Schmalzlerart nicht verzichten wollen. Es ist ein guter Kompromiss, keineswegs nur eine Notlösung.
Meiner Meinung nach hat Pöschls Bayern-Prise eher Schmalzler-, Bernard Zwiefacher eher Frucht-Snuff-Charakter.
Eine dritte Variante ist Pöschls Mix-Snuff, ein sehr weicher Menthol-Snuff, der vom Hersteller ausdrücklich zum Mischen mit dem Doppelaroma empfohlen wird.
Welche Schmalzler sollte ich als Anfänger probieren, und wo kann ich sie kaufen?
Als Grundausstattung empfehle ich Pöschls Doppelaroma sowie Sterneckers Straubinger Schmalzler und Echt Fresko. Damit kann man nichts falsch machen.
Wenn man nicht grade in einer bayrischen Schmalzlerhochburg wohnt, sollte man seinen Schmalzler bei http://www.estatepipes.de bestellen. Große Auswahl, zuverlässiger Laden.
Wie teuer ist Schmalzler im Vergleich zum Snuff?
Schmalzler ist, im Vergleich zu Snuff, schon fast unverschämt billig. Für eine 100gr.-Tüte zahlt man zwischen 3,50 und 4,50€. Nun gut, man schnupft auch etwas größere Prisen, weil Schmalzler nicht so scharf ist wie Snuff. Dennoch: Stellt Euch mal vor, Ihr würdet bei http://www.estatepipes.de nur eine einzige 100gr.-Tüte für 4,50€ plus 5,90€ Versandkosten bestellen, dann käme man auf einen 10gr.-Preis von 1,04€, also etwa 2/3 von einer „Gletscherprise“ im Laden um die Ecke. Ohne Versandkosten kann man dann schon sagen, dass man hervorragenden Schnupftabak nachgeschmissen bekommt…
Welcher ist der beste Schmalzler?
„Alles Geschmackssache!“ könnte man meinen. Doch so, wie der „McChrystal’s Original and Genuine“ seiner Verarbeitungsqualität und seines Aromas wegen eine anerkannte, herausragende Sonderstellung unter den Menthol-Snuffs innehat, so sind die Schmalzler von Ludwig Sternecker aus Straubing in diesem Bereich allererste Sahne.
Sternecker ist eine alte Firma, die heute noch als Ein-Mann-Betrieb weitergeführt wird. Die Schmalzler sind wirklich das Beste, was man seiner Nase gönnen kann, und damit das auch noch in Zukunft so bleibt, kann ich nur jedem ans Herz legen, diese Tabake zu kaufen.
Schmalzler ist meist saublöde verpackt, wie nehme ich ihn mit?
Schmalzler wird, bis auf wenige Ausnahmen, in 20/25/50/100gr.-Tüten oder Stanniol-Päckchen verkauft. Tabatièren sind heute schwer zu bekommen. Die Steingutflaschen wie auch die Glasflaschen (bei http://www.ebay.de in Massen erhältlich) sind für den heutigen Geschmack arg hinterwäldlerisch, und die alten Bakelit- und Palisanderdosen gehen auch auf den Flohmärkten zur Neige… Am besten sind leere, gut ausgewaschene und aus“gestunkene“ englische Snuff-Tins, und zwar die 9gr.- oder 20gr.-Größe. Ich persönlich hab mir eine Snus-Dose aus Edelstahl von http://www.icetool.com gegönnt, groß, teuer, aber absolut dicht schließend, edel und vor allem zeitgemäß.
Ich hoffe, dass ich gerade den Anfängern ein paar nützliche Hinweise geben konnte.
Gruß,
Hannibal