von norm4n am 29.07.2007, 00:26
Meine Erfahrung mit der Betelnuss: Meine Freunde, paar von der Schule, unser Erdkundelehrer und ein Inder zeigte uns das ganze Grundstück des Projektes. Auf einmal kommen wir an einem Betelbauern vorbei. Er reicht unserem Lehrer davon und dieser kaut auf der Nuss (wohlgemerkt ohne Kalk, Betelpfeffer und die "geheime" Zutat) und rechtfertigt sich später, dass es keine Droge sei, da die unwissenden Mitreisenden Anspielungen machten (nun gut, Betel ist eine Droge, aber die Wirkung ähnelt doch eher der des Nikotins und dass unser Lehrer in die kindliche, magische Sichtweise der Dinge zurückfällt, war zu diesem Zeitpunkt doch sehr unwahrscheinlich).
Am nächsten Tag beschlossen wir (ich und drei Freunde) den Betelbauern zu besuchen. Seine Frau kam zu uns, ich machte mit Handgesten klar was wir gerne hätten, die alte Dame ging kurz in ihre Hütte, brachte 4 Dosen mit und gab uns ein paar Betelnüsse, Kalk, Betelpfefferblätter und etwas das wie Rinde aussah, nach, Verzeihung, Sch**** roch und ihrer Geste nach schwummrig macht.
Nach dem Essen gingen wir auf unser Zimmer, viertelten die Betelnüsse und da sich zwei von uns nicht an das Unbekannte herantrauten, teilten wir die "geheime" Zutat (vermutlich starker Kautabak). Wir gingen auf das Dach hoch und fingen an zu kauen. Der Betelpfeffer verbreitet eine ähnliche Schärfe wie Pfeffer (daher wohl der Name) im Mund.
Nach ein paar Sekunden ist der Mundraum, durch ihn, leicht betäubt. Die Nüsse erwiesen sich als sehr hart. Da ich nichts mehr im Mund spürte, kaute ich die scharfen Splitter zu Brei. Ausversehen schluckte ich etwas runter. Das war zwar nicht sehr angenehm, allerdings auch nicht weiter schlimm. Unsere Zähne waren komplett rot, als wären wir Vampire, die gerade mächtig geschlemmt hatten.
Der Geschmack war sehr eigenartig, wie so ziemlich alles kulinarische aus Indien. Wer die originale indische Küche kennt, wird auch die seltsamen Gewürze schon einmal herausgeschmeckt haben ("seltsam" und "eigenartig" soll nicht negativ gewertet werden. Ich fand den Geschmack super, allerdings eben absolut ungewohnt) und dieser wird sich eventuell etwas darunter vorstellen können, wenn ich sage, dass Betel sehr gut in die indische Gewürzreihe hineinpasst.
Die Wirkung kam dann aufeinmal sehr plötzlich nach 2-3 Minuten kauen. Ein Freund und ich (wir hatten den vermutlichen Tabak im Päckchen) fühlten uns nach Hinlegen. Mir wurde schwummrig, es fühlte sich an als würde meine Haut vibrieren (so ähnlich wie wenn der Kreislauf nicht mehr mit macht), aber alles war in Ordnung. Wir wollten einfach nur "chillen". Die anderen verspürten nichts. Die Wirkung war nach etwa 10 Minuten verflogen.
Morgens beim Frühstück kam dann die Ernüchterung. Ich konnte kaum essen, da mein ganzer Mundraum aufgeschnitten war. Es schmeckte leicht blutig. Am nächsten Tag wollten wir weitere Experimente machen. Also gingen wir zum Bauer. Zu erst einmal "duschte" er und reinigte seinen Körper. Dann fing er an zu beten und wusch sich nochmal (wahrscheinlich ein Moslem). Und dann zeigte er uns, dass wir ihm folgen sollen und lief und lief und lief. Einer von uns bekam Angst und wollte nicht mehr mitgehen und nach 20 Minuten Marsch drehten wir dann um und gingen wieder zurück. An dieser Stelle sei angemerkt, dass ich hoffe, dass er wieder zu seiner Frau zurückgefunden hat.
An den Ständen kauften wir uns Betelpäckchen, wie man sie oben sehen kann. Dort scheint es einige Sorten zu geben. Diese schmecken zwar ganz gut, die Wirkung ist allerdings sehr mild (so ähnlich wie der Kruse) und ohne den Betelpfeffer macht es kaum Spaß, da der dem ganzen das Sahnehäubchen aufsetzt.
In Thailand hat mir eine vom Anka(?)-Bergvolk einen Bissen gegeben. Diesmal war die Nuss kleiner geschnitten und so riss ich mir nicht alles im Mund auf. Die Wirkung ist naja mild eben. Im Vergleich zu einer Zigarette (auf die ich anscheinend sehr sensibel reagiere, da ich nach einem halben Jahr rauchen noch eine starke Entspannung und Dämpfung des ZNS spürte) ist sie kaum wahrzunehmen.
Mein Tipp: Auf jeden Fall die Betelnüsse klein machen und nicht so kauen. Sonst ist euer Mund danach für 2-3 Tage "kaputt". Jedenfalls tut es beim Essen weh.
Der Betelpfeffer soll ähnlich dem Koka kauen sein (hat nichts mit Kokain zu tun, lediglich die Pflanze ist die selbe, Koka enthält jedoch kein Kokain) Er hat einen hohen Anteil an ätherischen Ölen. Darunter Nelkenöl und Safrol (daraus kann und wird MDMA (3,4-Methylendioxy-N-methylamphetamin), kurz XTC, synthetisiert. Safrol ist giftig für die Leber und die Nieren und steht im Verdacht Krebs zu erregen.
Betelnüsse sollten auch mit Vorsichtigkeit genossen werden. Der Tagesverzehr sollte eine geringe Anzahl an Nüssen nicht übersteigen. Ich weiß allerdings nicht wie viel das sind, also wer vorhat mehr als eine Nuss zu kauen, sollte sich vorher informieren!